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Türkei II - Pamukkale, Side -


Sally schwächelt! Touristenhochburgen können auch sehr schön sein !


Es ist uns wirklich schwer gefallen, uns von Teflik, dem "Berliner Jungen," so wie er sich selbst genannt hat, zu verabschieden und vor Allem von Eli und Amir, den liebenswerten Iranern, die unsere Kinder sein könnten, aber nun sitzen wir wieder auf unseren Motorrädern. Regen hatten wir nun wirklich genug, ab jetzt soll nur noch die Sonne scheinen, genau das wünschen wir uns bei der Abfahrt, die Regenkombis haben wir ganz unten im Gepäck vergraben und hoffen sehr, sie so schnell nicht wieder herausholen zu müssen! 

Bis Pamukkale, der Stadt mit den bekannten Kalkterrassen, von der wir schon viel gehört und gesehen haben, sind es nur 200 km und es ist das erste Mal, dass wir auf unserer Reise so richtig ins Schwitzen kommen. Unser Wunsch geht also zumindest momentan mehr als in Erfüllung! Das Thermometer klettert bis auf über 30 Grad und meine alte  Sally scheint ganz schön unter Hitze zu leiden. Als wir eine große Stadt durchqueren und sämtliche Ampeln auf rot sind (und wir wirklich ständig anhalten müssen), leuchtet mir auf einmal auf dem kleinen Armaturenbrett  ihre Temparaturanzeige in grellem Rot entgegen. Wir müssen nun alle paar Kilometer anhalten, um ihr Zeit zu geben, wieder runter zu kühlen! Genau wie vor 2 Jahren! Mein lieber Mann kann sich das überhaupt nicht erklären! Hat sie doch ein neues Thermostat bekommen und auch einen neuen Ventilator! Letztes Jahr auf unserer Balkantour hat sie doch auch große Hitze ertragen! Achselzucken und Ratlosigkeit machen sich breit. Wir fahren wieder ein paar Kilometer, stoppen und warten. Das geht noch ein paar Male so. So können wir doch unsere Reise auf keinen Fall fortsetzen! Während ich versuche, möglichst entspannt zu sein, merke ich, wie es im Kopf meines lieben Mannes rattert und er nach Lösungen sucht! Er wird eine finden, da bin ich mir sicher! Natürlich baue ich voll und ganz auf seine Kompetenz, aber zwischendurch kann ich nicht anders, und, obwohl ich über null Technikverständnis verfüge, gebe ich meinen unqualifizierten Senf dazu. Auch gute Ratschläge habe ich in Petto! Es wäre wohl sinnvoller gewesen, meine Gedanken für mich zu behalten. Jetzt ist es zu spät. Auf dem Parkplatz einer Tankstelle werden mehrere Menschen dann Zeugen eines mittelschweren Tsunamis in unserem Ehealltag! Aber wie so immer glätten sich dann schnell wieder die Wogen, die Aggressionen in angespannten Situationen - wie diese verpuffen - so schnell wie sie gekommen sind. Dann sind wir wieder das vertraute Paar

Weit ist es zum Glück nicht mehr. Wichtig ist zunächst, dass wir sicher in unserem Hotel in Pamukkale ankommen.

Und das tun wir! Erst einmal einchecken und dann werden wir sehen! Es ist ja zum Glück früher Nachmittag. Eigentlich stehen ja die grandiosen Kalkterrassen, die man von unzähligen Hochglanzprospekten kennt auf unserem Programm, aber das ist jetzt erstmal zur Nebensächlichkeit geworden.

 

Der kleine Ort hat viele Hotels zu bieten, wir haben uns wieder für eine sehr günstige Variante entschieden und haben deswegen absolut keine  Ansprüche. Das Sultan Ötztürk Hotel empfängt uns sehr freundlich -  schon mal ein Pluspunkt! - und weist uns im 2.Stock ein Zimmer zu . Ja, das sieht ganz ordentlich aus... nur!... Wir bemerken sofort, dass die Toilettenspülung defekt ist und unentwegt mit lauten, glucksenden Geräuschen läuft. Das wäre zwar ein neues Geräusch in unserer Schlafstörersammlung, aber nein, so möchte ich die Nacht verbringen. Also, wieder runter zur Rezeption. "No Problem" und man drückt uns einen neuen Schlüssel in die Hand...ein Stockwerk höher. Ja, das passt! Kaum wollen wir uns ausbreiten, kommt auch schon der Mann von der Rezeption hinter uns her: " Sorry, this room is not available, it is reservated!" Wir halten wieder einen neuen Schlüssel in der Hand, ein paar Zimmer weiter. Ja, das ist okay! "Ziemlich warm und stickig hier! Lass mal die Klimaanlage anmachen!" Wir drücken und drücken die Fernbedienung,. Nichts tut sich, während uns der Schweiß die Stirn, den Rücken entlang rinnt und auch die Füße in Saft stehen und mein Linker sich besonders unangenehm ausgedehnt hat. Wir haben ja immer noch unsere volle Montur samt Stiefel an! Also, alle guten Dinge sind nicht Drei sondern Vier! Neuer Schlüssel, neues Glück! Und hier passt dann endlich alles! Das Zimmer ist zwar eng, aber alles funktioniert von der Klimaanlage bis zur Klospülung! Das wir für den Preis inklusive Frühstück für knapp über 20,- Euro überhaupt eine Klimaanlage und eine funktionierende Toilettenspülung bekommen, ist schon phänomenal! Ein sauberer Pool lädt zum Schwimmen ein. Ein überaus freundliches Personal bekommen wir noch umsonst dazu und einen schattigen Parkplatz! Mein Mann macht sich auch gleich ans Werk. Nun hoffe ich stillschweigend auf die Magie seiner Schrauberhände und der Nachsicht Sallys! Um überhaupt an die eventuelle Ursache zu gelangen, muss Sally zerlegt werden! Thermostat funktioniert und auch der neue Ventilator dreht vor sich hin und kann also nicht die Ursache sein! Grübelnd und mit runzeliger Stirn steht er da. Auf einmal meint er: "Ach, warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?", läuft los und holt eine Flasche Wasser. "Vielleicht ist die Lösung eine ganz Einfache!" Und kippt Wasser in den dafür vorgesehenen Behälter. Tatsächlich, es fehlt eine ganze Menge! Vielleicht hatte Sally einfach nur Durst! Hoffen wir, das das wirklich die Ursache war und das Problem damit behoben ist. Morgen, wenn wir wieder unterwegs sind, wird sich alles zeigen!

 

Nun wollen wir endlich die berühmten Kalkterrassen besichtigen!

Diese Terrassen sind über Jahrtausende durch kalkhaltige Thermalquellen entstanden und sind eines der Touristenmagnete der Türkei. Viele Videos haben wir darüber schon gesehen. Von Weitem sehen sie wie ein Kalibergwerk aus. Unzählige Busse stehen auf den Parkplätzen und uns ist schon fast ob der Massen die Lust vergangen. Wir zahlen brav den Eintrittspreis und beginnen den Aufstieg. Unsere Schuhe müssen wir ausziehen, denn Schuhwerk ist nicht erlaubt, darauf wird strengstens geachtet. Wir reihen uns ein in eine Touristenkaravane aus Asiaten, Amerikanern, Deutschen und anderen Europäern. Es verläuft sich alles ein wenig und so einfach ist das Kraxeln auf dem teils sehr glitschigem Untergrund gar nicht und es geht ziemlich steil bergauf. Das Erlebnis des Erklimmens dieses einzigartigen Naturwunders hat sich auf alle Fälle gelohnt,  auch wenn sich nach diesem Aufstieg ohne Schuhe meine Zehen bemerkbar machen und sie sich mit leichtem Schmerz rächen! Wir hätten wirklich etwas verpasst! Kein Wunder also, das sie auf der Liste des Unesco Weltkulturerbes stehen.

In dieser Touristenhochburg finden wir sogar ein nettes Restaurant, wo es sich gemütlich sitzen lässt und sogar zu günstigen Preisen essen lässt.

Unser Sultan Ötztürk Hotel liegt in einer ruhigen Seitenstraße - wirklich! - in der Nacht ist es total still und wir schlafen wirklich gut.

Im Hotel gibt es das  typische Türkisches Frühstück mit Weißbrot, Oliven, Gurke und andere deftige Kleinigkeiten. Hier denkt man aber sogar an Touristen, die gerne Kaffee am Morgen zu sich nehmen und hat an nicht nur an Cay sondern auch löslichen Kaffee im Angebot, auch ein heiße Suppe - schmeckt etwas wie Tomatensuppe - serviert man uns. Homemade, versteht sich!

 

Dass das Sultan Ötztürk Hotel günstige Preise, nette Mitarbeiter und lobenswerten Service zu bieten hat, hat sich wohl rum gesprochen, denn es ist gut besucht. Besonders Asiaten scheinen es zu bevorzugen. Noch nie hatten wir Kontakt zu asiatischen Touristen. So seltsam wie wir sie finden, finden sie wohl uns auch, denn während wir nach unserem Frühstück gut gelaunt - Sally ist das hoffentlich auch -  unser Gepäck aufschnallen, kommt einer von ihnen auf uns zu und redet - vermutlich - auf chinesisch auf uns ein, gemischt mit ein paar Brocken Englisch. Er schüttelt uns wie verrückt die Hand, filmt und fotografiert uns, filmt und fotografiert Sally und Harry und filmt und fotografiert uns alle gemeinsam! Im  Rückspiegel sehe ich noch, wie er uns bei der Abfahrt filmt! "Tschüss Chinese! Es war uns ein Vergnügen!", denke ich.

 

Heute muss Sally die Probe bestehen und zeigen, dass ihr nur Flüssigkeit gefehlt hat! Nochmal Dehydrieren würde wohl wahrscheinlich das Ende unserer Reise bedeuten!

Unser Ziel ist die Mittelmeerküste bei Antalya. Von Pamukkale aus fahren wir in südöstlicher Richtung an der Provinzhauptstadt Denizli vorbei, streifen wir den Honaz Dağı Park, dessen höchste Erhebung der Honaz  mit über 2500m ist. Erwartungsgemäß fahren wir auf einer gut ausgebauten Straße und in lang gezogenen Kurven bis auf 1500 m. Es ist angenehm kühl, das Fahren macht Spaß und Sally schafft die kleinen Steigungen bei diesen Temperaturen mühelos. Je weiter tiefer wir kommen, desto wärmer wird es und kurz vor Antalya - die Millionenstadt befindet sich fast auf Meeresspiegelhöhe - wird es fast unerträglich heiß und Harrys Außentemparaturanzeige zeigt 35 Grad an. Der Schweiß rinnt mir in Sturzbächen den Rücken runter, meine Socken qualmen in den Stiefeln. Es ist ein Wunder, dass aus den Handschuhen kein Wasser läuft, meine Haare kleben an der Kopfhaut und meinen hochroten Kopf sieht man zum Glück unter dem Helm nicht. Das Kämpfen durch den typisch, hektischen Großstadtverkehr kostet zusätzlich Kraft. Aber diese Strapazen sind momentan ziemlich unwichtig, wollten wir nicht Sonne?! denn mein banger Blick fällt immer wieder auf mein Armaturenbrett. Die wenigen Anzeigen, die meine Sally besitzt, habe ich schnell im Blick! Keine Auffälligkeit! Waren es doch meistens sehr hohe Außentemperaturen und lange Standgaszeiten, wie z.B. an roten Ampeln, die sie zum Überkochen gebracht haben. Keine rote Temperaturleuchte! Jippi! Sally scheint also mit genug Flüssigkeit die Hitze besser wegzustecken als ich! 

Mein lieber Bert hatte mal wieder den richtigen Riecher und manchmal sind es doch kleine Dinge, die große Probleme lösen!

 

Schon Ende der Achtziger Jahren haben wir als Stewart und Stewardess unzählige Touristen nach Antalya geflogen. Bis heute ist diese Mittelmeerregion immer noch eine der beliebtesten Urlaubsziele in Europa! Mit dem Motorrad ist wohl -  zumindest uns nicht bekannt - noch niemand hier angereist. In dem Urlaubsort Side, der sicher den Meisten bekannt sein dürfte, haben wir unweit der großen Bettburgen in zweiter Reihe ein kleines Hotel gefunden.

Ein wenig Entspannung am Meer haben wir uns jetzt wohl verdient und buchen gleich 3 Nächte. Wir reihen uns ein in die Masse der Pauschaltouristen. Obwohl Mitte Juni noch gar nicht Hauptsaison ist, haben wir das Gefühl, dass es ist mächtig voll. Wir genießen aber trotzdem Sommer, Sonne und Strand, hängen den ganzen Tag faul und träge auf einer Liege unter einem Sonnenschirm rum. Von Zeit zu Zeit kühlen wir uns im Meer ab und gehen abends in einem der zahlreichen auf Touristen eingestellten Restaurants essen.

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Kommentare: 4
  • #1

    Ulli Schimanski (Montag, 26 Juni 2023 20:30)

    Liebe Sabine! Wir waren vom 01.05- 15.05. 23, in Side und da bezahlten wir schon Hochsaison Preise. In Side , hat dieses Jahr, schon am 01.05.23 die Hochsaison begonnen! GUTE Weiterfahrt!
    Ulli

  • #2

    Sasa (Montag, 26 Juni 2023 22:42)

    Ich glaube, ihr seid im gleichen Hotel "gelandet" wie ich vor 4 Jahren (in Pamukkale).
    Bin gespannt wie es weiter geht.
    LG Saša

  • #3

    Heidrun (Dienstag, 27 Juni 2023 05:57)

    Told you….. magic fingers…..super ;-)

  • #4

    Maik und Elke (Dienstag, 27 Juni 2023 12:00)

    Hallo Sabine und Bert, na bloß gut das deine Sally nur Dust hatte. Also immer eine Flasche Wasser extra mitnehmen. � Nun seit ihr schon in Side. Am liebsten würden wir gleich wieder in den Flieger steigen und da runter machen. Motorradfahrer als Pauschaltouristen �, wunderbar. Erholt euch gut und dann geht es weiter. Wir bleiben dran. Herzliche Grüße von Maik und Elke