Georgien... ganz anders als letztes Jahr!
Wir sind früh, die Etappe ist wegen der Grenze extra kurz und so werden wir am frühen Nachmittag am Magnetstrand von Ureki liegen, unserem 2. Highlight! So malen wir es uns zumindest aus. Es soll allerdings etwas anders kommen!
Ca. 30 Kilometer sind es von Hopa bis zur Grenze. Ein großer Grenzübergang verspricht schnelle Abfertigung! Letztes Jahr im Nadelöhr Georgische Heerstraße ging es ja auch wunderbar schnell. Es ist wirklich nicht viel los. Ein paar PKWs und den größten Teil machen Reisebusse aus. Die vielen Reisenden müssen separat durch ein Abfertigungsgebäude, was uns ja nicht tangiert. Die Grenzer sind bei der türkischen Ausreise wie bei Georgischen Einreise sehr freundlich, auch der Zoll kontrolliert nicht. Nur warten, sonst nichts! Letztendlich brauchen wir dann doch 1 1/2 Stunden. Und dann stehen wir in Georgien! Hier müssen wir die Uhr nochmal eine Stunde vorstellen!
Dieses chaotische Land ist uns ja noch vom letzten Jahr gut in Erinnerung. Noch kurz diese seltsame Versicherung fürs Motorrad abschließen und dann kann es weiter gehen. Der Magnetstrand von Ureki ruft. An den Schaltern und drum herum herrscht reges Treiben und ein seltsames Gewusel von Menschen und Fahrzeugen.
So schnell und einfach wie letztes Jahr geht es dann doch leider nicht! Die junge Frau am Schalter scheint die Formulare zum ersten Mal in auszufüllen bzw, die Daten dafür in den Computer einzutippen! Es scheint, als ob sie den gesamten Inhalt der Fahrzeugscheine abschreibt! Das 10-Fingersystem kennt sie auch nicht... D a s d a u e r t! ... Dann kommt endlich der Moment des Ausdruckens!... Ich beobachte: … Es kommen nur weiße, unbedruckte Seiten aus dem Drucker! Auf meine Nachfrage: "Do you have any Problem?", kommt ein klares und deutliches "No!" Nach einer gefühlten Ewigkeit und unzähligen weißen Blättern , die durch den Drucker gejagt werden, haben wir irgendwann doch die erforderlichen Ausdrucke in der Hand, wie von Geisterhand bedruckt ! Wir können also endlich durchstarten nach Ureki. Mittlerweile ist es schon Mittag!
An den chaotischen Verkehr müssen wir uns auch erst wieder gewöhnen! Ja, ja, das mit dem typisch georgisch, chaotischen Verkehr ist mir noch in Erinnerung! Wir müssen uns auch durch Batumi wurschteln und da kommen noch Erinnerungen vom letzten Jahr. Von hier aus sind wir Richtung Bulgarien mit der Fähre gestartet. Dann sind es noch ca 50 km. Es ist später als gedacht, als wir in Ureki ankommen. Reges Treiben herrscht in dem Ferienort. Neben einheimischen Autos sehen wir viele Armenier und Aserbaidschaner. Das Hotel Beka ist unweit des schwarzen Magnetstrandes. Als wir ankommen, nimmt uns ein älterer Herrin Empfang , dem reichlich Zähne im Mund fehlen und dessen Muscleshirt einmal eine Wäsche vertragen könnte. Wir nennen ihn fortan "Herbergsvater". Schlurfend und in Badelatschen begleitet er uns zur "Rezeption" und bedeutet, auf dem abgegrabbelten Sofa, Platz zu nehmen. Er flezt sich hinter seinen Schreibtisch, dieser hätte auch etwas Aufräumung nötig, ein Stapel Papiere türmt sich dort, aber auch Arzneien aller Art sind zu finden. Nachdem wir ihm unsere Pässe gereicht haben, geht das Procedere los! Eigentlich wollten wir ja gleich zum Strand, noch eine Stunde Verschiebung mehr als in der Türkei, zeigt uns die Uhr schon bald 15.30 Uhr. Er redet auf russisch auf uns ein und als er nach einer Weile merkt, dass wir ihn nicht verstehen, greift er zum Handy und der Googleüberstzer kommt zum Einsatz. Diverse Fragen werden uns gestellt, die Beste davon ist, in welchem Verhältnis wir zueinander stehen. Wir zeigen lächelnd unsere Eheringe. Nach dem ganzen bürokratischen Kram sollte man meinen, wir könnten auf unser Zimmer!... NEIN... es ist noch nicht fertig, wir dürften schon mal hoch und in einem anderen Zimmer Platz nehmen und warten. Eine, vermutlich seine Frau, beginnt im Zimmer nebenan, den Besen zu schwingen. Die Zimmer sind winzig klein, das wird ja wohl fix gehen. Nach einem einem Rund-umblick, stellen wir fest: dieses Hotel ist nicht das Sauberste, alles, aber auch alles ist alt, oll, kaputt und vor allem schmuddelig. Würde ich der Frau nicht beim Putzen zusehen, würde ich meinen, hier wird nie sauber gemacht! Bei der Buchung stand Check In nach 14.00 Uhr und jetzt haben wir es fast 17.00 Uhr! So, endlich ist es soweit und ... dada!!!...sie ist fertig! Wir dürfen endlich unser Zimmer beziehen und raus aus unserer Motorradmontur. Egal, wie es jetzt hier ist, ab geht es zu unserem Highlight, dem Magnetstrand von Ureki! In einem Bericht von "Mare TV" gesehen und von uns zum Highlight erkoren, stehen wir, wenn auch etwas spät, am Strand! Er ist tief schwarz und soll tatsächlich leicht magnetisch sein und angeblich eine Heilwirkung gegen Arthrose und anderer Wehwehchen haben. Ich halte meine Massagefinger rein und Bert sein Knie... Haha... Leider ist der Strand, wie unser Hotel nicht besonders sauber. Wir suchen uns ein Plätzchen, wo ich mich wenigstens für ein Foto hinlege. Das Wetter ist zu allem Unglück auch nicht so besonders und es fängt an zu regnen.
Nennen wir es also nicht Highlight sondern Erfahrung!
Naja, es ist ja auch schon spät, wir gehen etwas essen und verbringen den Rest des Abends auf dem Balkon von unserem Etablissement! Unser Zimmerschlüssel ist abgebrochen, der Herbergsvater scheint aber dieses Problem zu kennen und wechselt den Zylinder schnell und fachmännisch. Ich finde alles ziemlich ekelig und als Topping oben drauf merken wir, dass die Klospülung nicht funktioniert... !!! ... Wir füllen den Mülleimer mit Wasser und spülen damit...!
Das Bett samt Matratze hat sicher die Sowjetära überstanden! Wir legen uns schlafen. Gute Nacht!
Etwas gerädert sind wir Beide und gehen enttäuscht in die nächste Etappe. Diesmal ist sie ziemlich lang, unser Ziel ist Rustavi, dann noch ca. 35 km bis zur aserbaidschanischen Grenze! Das Wetter ist angenehm, bedeckt und nicht zu warm! Wir fahren teils Landstraße, teils Autobahn und gibt es dennoch neben der Strecke viel zu sehen, Obststände, Pilze zu verkaufen, oder Frauen die frisch gebackenes Brot am Straßenrand feil bieten.
Nicht nur Kühe, auch Schweine und Ziegen säumen den Straßenrand bzw. nehmen die ganze Straße ein. Auch die Autobahn ist ein Erlebnis, hier kann man ohne Probleme auf dem Standstreifen halten und ein Päuschen machen, Fußgänger gibt es auch und man kann diverse Dinge, vor allem Melonen zu kaufen. Wir müssen durch eine Baustelle, irgendwie ist Wasser auf der Fahrbahn, der sich mit Staub zu einer gelben Matschepampe verbindet. Als wir durch sind, sehen wir aus wie... Sau...!
An einer Rastätte (übrigens die Einzige auf der ganzen Autobahnstrecke) machen wir eine Trinkpause. Zu uns gesellen sich 2 andere Motorradfahrer mit russischem Kennzeichen. Und da kommt sie wieder daher, so aus dem Nichts, diese Begegnung! Aus Dagestan sind sie, genauer gesagt aus Machatschkala. Timur, so heißt der Eine, spricht sogar Englisch. Wir verbringen eine geschlagene Stunde miteinander. Zwischendurch gesellt sich ein Herr aus einer israelischen Reisegruppe zu uns und ein Motorradpärchen aus Belarus (Weißrussland) kommt auch noch dazu. Mit Timur tauschen Whatsapp aus und vielleicht können wir uns sogar wiedersehen. Leider steht Machatschkala nicht auf unserem Programm, aber vielleicht lässt es sich doch darstellen!
Wir verabschieden uns und unser Weg führt uns weiter Richtung Rustavi. Leider führt kein Weg an Tiflis vorbei und schwupp die wupp finden wir uns im Freitagnachmittagfeierabendverkehr der größten georgischen Stadt und Hauptstadt wieder. Das Klima hat mittlerweile gewechselt und es sind weit über 30 Grad, fast unerträglich! Wir wuseln uns trotzdem durch, bleibt uns ja nichts anderes übrig! Wir schwitzen, was das Zeug hält und müssen aufpassen in dem chaotischen Verkehr zusammenzubleiben. Und dann noch diese Huperei, Fußgänger dazu und wo eigentlich nur 2 Fahrstreifen sind, bilden sich 4rer Reihen. Auch wenn es neben, vor oder hinter mir hupt, fühle ich mich mittlerweile doch nicht angesprochen und ignoriere das Ganze. Oder hupe mich auch durch, damit ich meinen Bert nicht verliere! Ich habe gelernt, hier auch mal etwas aggressiver als Zuhause zu fahren ;-) !
Rustavi, viertgrößte Stadt Georgiens, erreichen wir dennoch am späten Nachmittag. In ganz Georgeien boomt der Tourismus, Rustavi zählt nicht dazu und ist auch auf dem ersten und später auf den zweiten Blick sicher keine Touristenhochburg. Wenn es hierher überhaupt schon mal welche verschlagen hat. Unser Hotel, Hotel Rustravi, sozialistischer Einheitsbau aus der Sowjetära, dem Verfall Preis gegeben, liegt mittendrin. Als wir davor stehen, denken wir, es steht kurz vor dem Abriss! Das große Hotelschild auf dem Dach zeigt, dass es noch intakt ist. Innen tut sich was anderes auf. Alles Bestens. Auf der Etage empfängt uns eine sogenannte Etagendame, wie in Sowjetzeiten üblich, am Fahrstuhl. Unser Zimmer ist groß und sauber! Wir sind glücklich! In der Stadt mit seinen verfallenen alten Plattenbauten essen wir zu Abend, die Kellnerin spricht sogar Englisch! Wir müssen erstmal all das Geschehene verarbeiten und haben eine ruhige Nacht.
Was macht "Mann" Samstag Morgen in Rustavi/Georgien? ...Direkt von unserem halb zerfallenen Balkon aus beobachten wir das rege Treiben an einer Waschanlage gleich nebenan. Die männliche Bevölkerung Georgiens hält etwas auf schnelle Autos, sofern man eines besitzt. es ist das absolute Statussymbol, wird getunt wo es geht und am Samstag Morgen gewinert und poliert, was das Zeug hält!
Das im Portal angebotene Frühstück gibt es leider nicht und wir latschen durch Rustavi. Auf der Suche nach was Leckerem, werden fündig im Supermarkt und am Kiosk und auf einer Parkbank "genießen" wir unser Frühstück
So, das war es dann auch schon mit Georgien, nun kommt die große Unbekannte ASERBAIDSCHAN!...
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Heidrun (Samstag, 20 Juli 2019 20:51)
Ik freu mir...