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Der Coutdown läuft! So oder so, es wird spannender denn je!

Noch eine Woche! 

"Na, schon aufgeregt?" fragt mich eine Nachbarin. Ich kann´s einfach nicht ablegen, mich plagt mal wieder die übliche Unruhe und Nervosität, die ich schon oft hier im Blog detailliert beschrieben habe.

Aber wir sind ja auch alte Hasen, vor Allem, was das Packen angeht. Ein Blick in meinen nicht ganz leeren Kleiderschrank und schnell sind ein paar Klamotten - von der Unterhose bis zur Regenjacke -  zusammen gesucht. Größtenteils stecken wir ja sowieso in der Kombi. Auch das Täschchen mit Waschpulver, Wäscheleine und Klammern liegt schon bereit. Die Campingstühle sind aus der Abstellkammer geholt (ob wir sie wohl dieses Jahr häufiger brauchen  werden?) und von der Kaffeemaschine bis zur Sonnencreme ist bereits an alles gedacht.

Beim Überprüfen unserer Reiseapotheke driften meine Gedanken ab: Als ich die Packung mit den Reisetabletten in der Hand halte, sehe ich die 2 koreanischen Nonnen noch bildlich vor mir. Es war damals im Jahr 2018  auf der Fähre von Batumi/GE nach Burgas/BG als diese Damen die an Deck fest geschraubten Mülleimer knieend umarmten, mit ihrem Mageninhalt füllten und die Farbe ihrer Gesichter das fade Grau ihrer Gewänder angenommen hatte. Es war sicher sehr unangenehm für die Beiden. Ich weiß noch, wie ich damals versucht habe, unauffällig weg zu sehen! Wie ausgerechnet 2 koreanische Nonnen auf eine bulgarische Fähre gerieten, um von Georgien nach Bulgarien zu gelangen, habe ich nie erfahren, denn ihr Zustand ließ es nicht zu, danach zu fragen.

Ich werde auf alle Fälle vor Ablegen des Schiffes vorsorgen! 2 Tabletten eine halbe Stunde vor Reiseantritt!

Auch sehe ich mich selbst am Tag unserer Abreise aus Georgien auf der gleichen Fähre vor dem Büro der Fährlinie in einer Ecke kauern, nachdem ich den Abend zuvor vermutlich verdorbene Khinkali (georgische Teigtaschen) am Strand von Batumi zu mir genommen habe. Auch das war mir unendlich peinlich vor all den fremden Menschen. Die Nacht zuvor hatte ich mich vor Magenschmerzen gekrümmt und kam kaum von der Toilette runter. Das Waschbecken diente nicht nur zum Benetzen meiner Stirn mit Wasser! ... Mein Teint glich dem der beiden Nonnen! Kein Auge hatte ich zu getan und was musste ich mich doch am nächsten Morgen ohne Magen- und Darminhalt zusammen reißen, um die paar Kilometer vom Hotel zum Hafengelände zu schaffen!

Elektrolyte und Paspertin sind noch haltbar.

Dann waren da noch diese gruseligen Zahnschmerzen im Jahr 2021! Ich diagonstizierte mir selbst eine Entzündung  im Oberkiefer. Die Schmerzen waren so stark, dass ich es kaum aushielt und mit unserer Zahnarztpraxis Zuhause den Kontakt aufnahm. Die Sprechstundenhilfe nannte mir freundlicherweise den Namen eines Antibiotikums. Was sind wir dann durch die Straßen von Comrat in der Republik Moldau umhergirrt! In jeder Apotheke erhielten wir die Absage, dass das von uns verlangte Antibiotikum nicht vorrätig sei. 2 Tage habe ich mich rum gequält und bin nur mit Ibo 600 (eine höhere Dosierung hatten wir nicht dabei!) halbwegs über die Runden gekommen. Wie Quasimodo sah ich aus und mein Helm drückte gegen die geschwollene Wange. In einer Apotheke schließlich im ukrainischen Odessa wurden wir endlich fündig. Gleich vor Ort schluckte ich die erste Ration des rettenden Antbiotikums und im Handumdrehen war ich vom Schmerz befreit.

Nach dieser Schilderung war unsere Hausärztin so frei und hat uns vorsorglicher Weise für die diesjährige Reise ein Breitbandantibiotikum aufgeschrieben und anstatt Ibo 600 haben wir nun Ibo 800 dabei.

Wir schreiben das Jahr 2020, als Corona die Welt im Griff hatte. Aber im Spätsommer konnte man unter bestimmten Regelungen  innerhalb der EU reisen. Schön war es damals auf unserer kleinen Osteuropareise mit einer Ausnahme: Als wir irgendwo an der ungarischen Donau einen Stopp einlegten und wir unbedarft bei der Dämmerung einen Spaziergang am Ufer unternahmen. In Windeseile attackierte mich eine ganze Armada blutrünstiger Mücken und in Sekundenschnelle waren die freien Stellen meines Körpers übersät mit großen und kleinen Quaddeln, die höllisch juckten. Zudem sah ich aus wie ein Streuselkuchen!

Nie wieder bin ich so dumm und gehe ohne Autan los und in der Reiseapotheke befindet sich seither mehr als eine Flasche! Ebenfalls ist der elektronische Stichheiler mein ständiger Begleiter.

 

Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich so in der Erinnerung ausgeharrt habe, als ich wieder in die Gegenward zurückkehre. Ich suche meinen lieben Mann und wo sonst finde ich ihn?  So kurz vor der Reise ist die Garage ist sein Lieblingsaufenthaltsort. Und das ist auch gut so, denn Paul braucht neue Reifen und der Finalcheck läuft. Hier wird noch ein Schräubchen fest gezogen, da Dichtungen überprüft, Bremsflüssigkeit, Kettenspray liegen griffbereit und der Fliegendreck vom letzten Kurztripp wird von den Windschildern weg geputzt bis letztendlich Paul und Paula technisch einwandfrei in neuem Glanz  erstrahlen.

Die Tage nur noch Reifendruck prüfen, Gepäck aufschnallen und wir wären startklar!

 

Für den Geschmack und eventuell für mehr Inspiration schauen wir ein paar YouTube Videos anderer Motorradreisender, einige Camper- und Overlander Filme. Alle erzählen von Abenteuern in fernen Welten. Unsere Vorfreude steigt!  Manche sind auf der georgischen Heerstraße unterwegs... Richtung Russland! Sie berichten, wie einfach es ist ein, russisches E- Visum für 2 Wochen zu bekommen und halten selbiges stolz in die Kamera! Wir schwelgen in Erinnerungen: Sind wir doch im Jahr 2018 auf genau dieser Straße aus Richtung Wladikawkas, (Hauptstadt der Teilrepublik Nordossetien-Alanien)  gekommen. Dagestan! Kalmückien! Was für wunderbare, einmalige Erlebnisse wir dort hatten und schon damals war uns klar: Hier möchten wir noch einmal hin!

Auch die Videos von Klaus (Grüße nach Österreich!), der nicht zum ersten Mal mit seinem Motorrad (klauston100) in die Mongolei und zurück u.a. quer durch Russland gereist ist, haben es uns angetan.

Was wir vor ein paar Wochen noch kategorisch abgelehnt und ausgeschlossen haben, lässt uns jetzt in Euphorie versetzen. Dagestan? Kalmückien? "Diese autonomen Teilrepubliken sind doch gar nicht richtig Russland!" Mit diesem Gedanken beruhigen wir uns und werfen unsere Prinzipien über Bord, die moralischen Bedenken allerdings bleiben bestehen! Aber unsere Abenteuerlust ist einfach so groß.

Einfach online ein paar Formulare ausfüllen und innerhalb von 4 Tagen Inhaber eines russischen Visums sein! "Alles ganz easy", so versprechen es gleich mehrere YouTuber.  Ja, wenn das so einfach ist, ran an den PC! Erstmal Seite des russischen Außenministerium öffnen, registrieren und schon geht´s los! Passfoto hochladen (Dank des nicht beantragten Iranvisums, hatten wir sogar noch aktuelle Passbilder, die ein spezielles Format haben müssen, in der Schublade). Super, das funktioniert einwandfrei! Pass scannen. Ja, Pass scannen! Nur die Seite für elektronische Zwecke! Und die unterste Zeile in betreffende markierte Position bringen! " Ja, mache ich doch!"rede ich mit dem PC. Immer wieder ziehe ich möglichst genau und zielsicher den Scan in die richtige Position und immer und immer wieder bekomme ich den Hinweis - rot markiert - "bitte bringen Sie die untere, maschinenlesbare Zeile durch drag and drop in die richtige Position" Das verlangt eine Menge Selbstdisziplin, Geduld und vor Allem Zeit! Nach dem x.ten Anlauf beginne ich noch eindringlicher auf den PC einzureden! Ich schreie fast und haue meine Faust auf den Schreibtisch! Endlich! Nach unzähligen verflossenen Minuten bin ich nach dem x.ten  Anlauf tasächlich erfolgreich! Noch 4 Seiten! 4 Seiten Frage/Antwort- Spiel! Das ist natürlich kein Spiel und die Ironie hier vielleicht nicht angebracht. Wider Erwarten sind die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen schnell beantwortet und dem Abschluss steht nun nichts mehr im Weg. Pay-Buttom drücken! 191,00 AED ( Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate) internationem Zahlungsverkehr auf ein Konto in den Emiraten überweisen und fertig!... DENKSTE! Es vergehen nun nicht mehr Minuten sondern Stunden. Ich bemühe den Support. man antwortet zügig und all die Vorschläge habe ich bereits beherzigt, aber immer wieder: "payment cancelled", andere Krditkarte, anderer Browser, nix funktioniert! Das System blockiert einfach immer wieder. Laut Chat soll ich mal einen Tag warten und es nochmals versuchen, vielleicht klappt es dann! Okay, noch einen Versuch, ansonsten geben wir auf und es soll nicht sein! Am nächsten Morgen versuchen wir es mal mit der Bankkarte unseres Sohnes, der gerade zufällig zu Besuch ist. Siehe da: ZAHLUNG ERFOLGREICH!

Durchatmen, ein/zwei Tage abwarten und Berts Antrag ausfüllen! Das gleiche Spiel... same procedure! Während ich tasächlich exakt nach 4 Tagen mein Evisum ausdrucken kann, befindet sich Berts Antrag noch in Bearbeitung! Die 4 Tage sind noch nicht rum, während ich das hier schreibe.

Alles easy, ihr YouTuber! Seid glücklich, dass bei euch alles so easy und schnell lief!

 

Ganz nebenbei erfahren wir, dass unsere ukrainischen Freunde gerade in der Nähe von Burgas Urlaub machen, genau zum gleichen Zeitpunkt, wenn wir zur Fähre wollen. Eine Verabredung ist schnell ausgemacht! Was wäre das für ein Wiedersehen!

Ein Wechselbad der Gefühle überkommt uns! Moral, politisches Veranwortungsbewusstsein, Korrektness...!

Ob wir letztendlich in das große Reich des russischen Bären fahren werden? Lassen wir es einfach offen! Ein Visum in der Tasche zu haben, kann nicht schaden!

 

Mit jedem Jahr zugewonnenen Alters und das Fehlen der Unbeschwertheit des Jungseins, stellen wir uns außerdem auch immer mal wieder die Frage: "Was wäre, wenn?" oder: "Doch zu gefährlich?" Aber was ist schon gefäährlich? Meine beste Freundin hat die passende Antwort: "Das einzig Gefährliche in unserem Alter ist der Bettvorleger, auf den man morgens beim Austehen ausrutschen könnte!"

Schließlich können wir ja auch aus einem vollen Topf  Abenteuererfahrung schöpfen. Zwar sind wir nicht mehr so unbeschwert aber dennoch praxiserprobt genug!

Einige Eckdaten und Ziele sind nun gesetzt, alles andere wird sich ergeben, jederzeit die Option des "Plans über den Haufen werfen" und  der Möglichkeit der Umkehr!

Aber meistens kommt sowieso alles anders als gedacht! Also wagen wir ein neues Motorradmomenteabenteuer!

Das Einzige, was wirklich fest steht, ist das Datum der Abfahrt unserer "Drujba-Fähre"! (Drujba heißt übrigens Freundschaft!)

Noch eine Woche!

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Kommentare: 3
  • #1

    Klaus (Montag, 21 Juli 2025 19:37)

    Ich wünsche Euch jetzt schon viel Spaß auf der Reise!

  • #2

    Wolfgang (Montag, 21 Juli 2025 22:03)

    Ich freue mich schon darauf, den Blog zu lesen, eure Reise zu verfolgen, später auf die Videos und mich vielleicht wieder von euch, wie schon des öfteren, inspirieren zu lassen. Viel Freude auf eurer Reise und immer eine Handbreite Asphalt unter den Reifen.

  • #3

    Angelika (Montag, 21 Juli 2025 22:23)

    Du, liebe Sabine,solltest ein Buch schreiben,so schön liest sich das .
    Wie gesagt,ich freue mich auf alles,was da von euch kommt.
    Euch viel Spaß und bleibt gesund ��