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Armenien I Ardahan (TR) bis Gjumri


Welcome to Armenia


Armenien, eingequetscht zwischen seinen Erzfeinden Aserbaidschan und der Türkei, wollen wir nun endlich besuchen, um es als letztes von zu besuchenden Kaukasusländer auf unserer ToDo-Liste streichen zu können.  Viele Blogs, Vlogs, Fernseh- und YouTubeberichte haben wir gesehen und alle Berichterstattungen waren rundweg positiv!

Das kleine Land ist mit einer Fläche von gut 29.000 km2 in etwa so groß wie Brandenburg und hat nur knapp 3 Mio. Einwohner. Es hat eines der ältesten christlichen Kulturen und ist sozusagen die Wiege des Christentums. Verstreut über das gesamte Land gibt es zahlreiche Klöster, eines der Bekanntesten ist das Kloster Tatev im Süden des Landes.

Die Republik Armenien liegt in Vorderasien und im Kaukasus, es ist ein Binnenstaat und hat Grenzen mit Georgien, Aserbaidschan, dem Iran und der Türkei. Die Grenzen zu Aserbaidschan und der Türkei sind seit Langem  geschlossen.

Viele kennen sicher den immer wieder aufflackernden Konflikt mit Aserbaidschan um die kleine Region Bergkarabach, der auch hin und wieder in unseren Medien präsent ist. Besonders seit 2021 brodelt es erneut sehr stark. Die Beziehung beider Staaten zueinander ist von Unmut, Hass, Feindschaft und Misstrauen geprägt, auch Vermittlungen und Initiativen Dritter wie z. B. Georgien fruchteten bisher nicht und beide Staaten pflegen keinerlei diplomatische Beziehungen.

Auch die 311 km lange Grenze zur Türkei ist seit 1993 geschlossen, als die Türkei wegen des besagten Bergkarabachkonflikts Aserbaidschan unterstützte. Belastet werden die Beziehungen auch durch den Völkermord an den Armeniern im osmanischen Reich vor 100 Jahren, den die Türkei weiterhin und immer noch leugnet.

In einigen Zeitungsartikel u.a. in "Der Zeit" wurde angekündigt, dass Armenien und die Türkei wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen haben und die zwei Grenzübergänge zumindest für Drittstaatler zu Beginn der Reisesaison geöffnet werden sollen. Leider erleben wir das nicht! So müssen wir, um nach Armenien zu gelangen, einen Umweg über Georgien in Kauf nehmen und gut 100 km mehr fahren.

Verrückte Welt!

Circa 60 Kilometer, also kurz hinter Ardahan, müssen wir erst einmal die Türkei verlassen. Schon von Weitem erkennt man hoch oben auf fast 2000 m Höhe die Grenzstation. Wir fahren, das kennen wir ja schon, an einer schier unendlich langen LKW-Schlange vorbei und immer wieder kommt eine Art Mitleid in mir hoch, aber die Brummi-Fahrer scheinen gechillt auszuharren, zumindest machen sie so einen Eindruck. Sie stehen teilweise vor ihren Fahrzeugen, rauchen und/oder bruzzeln sich auf kleinen Campingkochern eine Mahlzeit. Wir können ja einfach an ihnen bis zum Grenzposten vorbei fahren. Außer den vielen Lastern ist hier oben nichts los, ein einsamer PKW hält vor uns auf einer Art Parkplatz, auch uns bedeutet man unsere Motorräder abseits abzustellen. So etwas haben wir bisher nur an russischen Grenzen erlebt. Sonst fährt man ja üblicherweise erst ans Passhäuschen, reicht den Beamten vom Fahrzeug aus die nötigen Papiere, um dann weiter zum Zoll und nanach ein- oder auszureisen. Aber das soll uns nun auch egal sein, bisher gingen alle Ausreisen schneller und unkomplizierter als die Einreisen. Wir stellen also brav Sally und Harry in Parknischen und betreten - bewaffnet mit unseren Papieren - das neu gebaute und blitz/ blanke Abfertigungsgebäude, was mehr an einen Flughafenterminal erinnert als an eine kleine einsame Grenzstation hoch oben im gebirgigen Nirgendwo. Freundlich lächelnde Beamte, die in kleinen Grüppchen zusammen stehen (hier scheint es keinen Fachkräftemangel zu geben) und bei einem Raucherpäuschen ein Schwätzchen zu halten scheinen bedeuten uns mit Fingerzeig, wo wir lang müssen, also immer geradeaus. Wir tapern einen nicht enden wollenden gläsernen Gang entlang, mögen es auf alle Fälle ein paar Hundert Meter sein, wir nehmen keine anderen Passagiere, äh Reisende, wahr bis wir endlich an der Passkontrolle stehen. Wie am Frankfurter Flughafen sitzt ein mitEinheitsmiene drein blickender Beamter auf seinem einsamen Posten und nimmt hoch motiviert unsere Pässe entgegen, erst Berts dann meinen. Er blättert darin wie ein Kunde in einem Buchladen, der einen Roman aus dem Regal genommen hat und überlegt, ob er dieses Buch kaufen soll oder nicht, vor und zurück, schaut auf das Cover, erst vorn, dann hinten, liest ausgiebig den Klappentext und die Info über den Autor. Nein, er will es doch nicht kaufen.

So drückt er dann gelangweilt den Stempel mit dem üblichen Klack auf eine freie Seite erst in Berts Pass, dann in meinen. So laufen wir den Gang wieder zurück. Wir haben schon die Türklinke zum Verlassen des Gebäudes in der Han, als uns ein aufmerksamer Mensch aus dem noch immer rauchenden Schwätzchenhaltenden Grüppchen zurück, um noch einmal die Pässe zu kontrollieren. Mit ernstem Gesichtsausdruck fängt er an mit uns zu reden! Auf Türkisch! Wir können nichts anderes als Schulter zucken, aber irgendwie will er uns unsere Pässe nicht zurück geben. Er redet mit seiner Gruppe, er redet mit uns! Ahhhh, da gibt es doch den Google-Übersetzer. Er zeigt uns sein Handy! Ähhh, was? Ich lese wohl nicht richtig, dort steht: "Sie müssen eine Strafe zahlen!" Bert und ich schauen uns fassungslos an! "Wofür?" tippe ich zurück. Er: "Kleine Strafe!" Ich nicke! Ja, ich will aber wissen, warum wir eine Strafe zahlen müssen?! Dieses Spiel geht noch, ich glaube, zwei Mal hin und Her, bis wir aufgeben. Uns bleibt wohl nichts übrig, als unsere kleine Strafe abzudrücken. Ich denke schon wieder an Korruption und Bert zückt unseren Geldbeutel. Aber nein! Alles ganz offiziell! Er drückt uns eine Art Rechnung in die Hand und.... wir müssen wieder zurück, den langen gläsernen Gang, neben der Passkontrolle befindet sich die Kasse. Wir gehen zügigen Schritts, wir wollen ja schließlich heut noch nach Armenien! An der Kasse müssen wir ca umgerechnet 10 Euro bezahlen, bekommen sogar einen Beleg! Also, wirklich kleine Strafe. Wofür? Keine Ahnung! Wir erinnern uns, nichts verbrochen zu haben, weder im Straßenverkehr noch sonst wo. Das werden wir wohl nie erfahren! "Dackel, dackel", gläsernen Gang wieder zurück. Schrittvorgabe für heute bereits erreicht!

Einer aus dem rauchenden Grüppchen, die Kippe im Mund, rafft sich zur Zollkontrolle auf. Die fällt dafür knapp aus, kurz das Topcase auf und Tschüss! Güle, güle, wir kommen wieder!

Auf nach Georgien! Hier ist der Grenzposten gewohnt gelassen und auch nicht besonders motiviert, was uns zu Gute kommt. Freundlich lässt man uns in wenigen Minuten passieren!

Nur schnell ein paar Kilometer abspulen bis zur armenischen Grenze. Halt! Noch kurz einen Stopp hinter der Grenze, um eine KFZ Versicherung abzuschließen. Das geht ebenfalls fix und dann kommen wir in den Genuss georgischer Straßen. Ich hatte schon fast vergessen, in welchem Zustand diese sind. Ich glaube Georgien ist eines der Länder mit der meisten Schlaglochdichte! Einige unasphaltierte Passagen und ein paar Kuhherden, die friedlich auf den Straßen verweilen, ihre Fladen hinterlassen und so typisch für das Land sind. Noch gut 50 Km bis Ninozminda und 70 bis Armenien!

Wir sind bereit und äußerst gespannt auf Armenien!

Unser Grenzübergang ist der Westlichste von 2 Grenzstationen zu Georgien. Damit rechnend, dass es etwas länger dauern könnte, haben wir uns bereits in dem nahe gelegenen Gjumri eine private Unterkunft gebucht. Dass es allerdings  so lange dauern würde und so viele Komplikationen geben würde, dass wir fix und fertig und mit einem sehr dünnen Nervenkostüm erst am späten Nachmittag ankommen würden, wussten wir zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht...! Noch sind wir nur von der Türkischen Abfertigung abgenervt, die sogar bis hier in unseren Köpfen nachhallt

Die Passkontrolle verläuft zunächst ganz entspannt. Zunächst!...

Ich liebe es, die Koffer meiner Sally mit Stickern und Aufklebern von Flaggen unserer bereits bereisten Länder zu bekleben. Das sieht schön international aus, finde ich. Andere Motorräder oder Wohnmobile mit Stickern schaue ich mir ebenso gerne an. Aber schon Zuhause vor unserer Abfahrt habe ich ein wenig gehadert ... Serbien/ Kosovo, Armenien/Aserbaidschan/Türkei! Aber was haben meine Aufkleber mit den Konflikten der Nationen zu tun? Wir sind doch neutrale Reisende! So habe ich dann ganz selbstbewusst entschieden, alle Aufkleber wie sie sind, dran zu lassen bzw. die neu Hinzukommenden Vorort drauf zu kleben!   Es hat sich auch noch keine Serbe über den Kosovo Aufkleber mokiert und umgekehrt! Ich war bisher immer stolz auf die vielen Aufkleber bis zu jenem Zeitpunkt an dieser Georgisch/Armenischen Grenze, als man mich sehr barsch auffordert, den Aserbaidschan-Aufkleber zu entfernen: "Remove this or no entry!" Ich ducke mich ehrfürchtig und puhle verlegen den Aufkleber ab. Dieser Vorfall gibt uns wirklich zu denken! Wie tief verwurzelt muss der Hass nur in den Menschen sitzen?

Zeit, intensiver darüber nachzudenken, haben wir gerade nicht, denn dann bittet man uns, die sogenannte Fahrzeugeinfuhr- , zusammen mit der Straßennutzungsgebühr sowie einer Ökosteuer zu entrichten. Hierfür müssen wir in ein separates Gebäude. Diese Steuerökogebühren fallen mit umgerechnet  30,- € für 2 Motorräder nicht besonders hoch aus. Bert zückt seine EC Karte. "No card, only cash!", brüllt uns der Kassierer an "Dram (für Armenische Dram), Dollar or Euro!" Auf die Frage nach einem Geldautomaten bekommen wir die schlichte Antwort: "No Bankomat here!" Das gibt es doch nicht! An einer internationalen Grenze? Dram hätten wir sowieso nirgends, auch nicht in Georgien, bekommen! Aber zu unserem großen Glück haben wir immer stille Reserven von Euro dabei, die wir nun anzapfen müssen.  Natürlich informieren wir uns über die Einreisebedingungen eines jeden Landes vor Abreise, aber nirgendwo haben wir darüber etwas gelesen, weder bei der immer zuverlässigen Quelle vom Auswärtigen Amt,  noch beim ADAC noch bei verschiedenen Vloggern! Ohne Bargeld hätten wir ganz schön alt ausgesehen! Was hätten wir dann nur bloß gemacht? Ob es wohl schon einmal jemanden passiert ist, dass er nicht einreisen konnte, weil er nicht genügend Bargeld mit sich führte?

Mit den Worten "Welcome to Armenia", die uns der Typ noch im Gehen zuwirft, ob das nun ironisch oder ernst gemeint war, wissen wir nicht, wollen wir das Gebäude schon verlassen, als wir rein zufällig erfahren, dass wir in genau neben der Zahlstelle für die Gebühren ein Zollformular ausfüllen müssen. Niemand der Beamten hat uns darauf hin gewiesen, ich sehe nur im Augenwinkel, dass an einem Schalter mehrere Menschen warten und eben dieses Formular in der Hand halten! Die meinen fragenden Blick sehen und nicken. Zum Glück liegt dieses Formular, was uns sehr bekannt vor kommt, auch in Englisch aus. Denn dieses Formular ähnelt sehr dem Russischen Zollformular (die Einreise 2018 nach Russland ist uns noch gut vielmehr in schlechter Erinnerung!) Alte Seilschaften, postsowjetische Übernahmen... nach dem Motto: So wie ihr das macht, so machen wir das auch!... Auch hierfür bleibt uns nicht die Zeit, näher darüber nachzudenken. Wir füllen dieses so unsinnige Formular aus, beantworten Fragen nach Fahrgestellnummer, Zulassungsdatum und Wert unserer Fahrzeuge, über mitgeführter Waren sowie zum Hundertsten Mal Name, Passnummer, Geburtsdatum etc. Das nun fertig ausgefüllte Formular gebe ich zusammen mit meinem Pass einem neuen Beamten hinter einem neuen Schalter aushändigen. Dieser, leicht übergewichtige, ständig gähnende Typ, überträgt nun mit einer enormen Langsamkeit im Zeitlupentempo und  mit einem äußerst entnervten Blick, dem Blick eines überarbeiteten Beamten, der kurz vorm Burn-Out ist, mit seinen wulstigen Fingern unsere Daten in seinen Computer. Nach einer nicht nur gefühlten sondern wahren Ewigkeit schiebt er uns einen weiteren, aber leeren Zettel mit den Worten: "Adress and Telefonnumber " durch den Schalter. Als wenn nicht unsere Adresse im Pass stünde! Lieber nicht diskutieren, also erhält er  schönster Schönschrift auch diese Information! So, nun noch die gleiche Prozedur bei meinem Mann! Was für eine Bürokratie, was für ein Aufwand! Unser Zeitgefühl haben wir mittlerweile absolut verloren und wissen nicht einmal, wie lange wir vor diesem Schalter verbracht haben. Wir sind überglücklich als uns dieser übergewichtige, gähnende Mensch endlich mit den Worten: "Welcome to Aremia" und einem Stempel in unserem Pass entlässt.

So, nun noch die geforderte KFZ- Versicherung in einem separaten Gebäude gegenüber abschließen und das war es dann hoffentlich endlich! Mittlerweile hat der Himmel von Sonne auf dunkle Wolken umgeschaltet und es beginnt zu schütten. Sally und Harry stehen traurig und triefend nass auf dem Parkplatz und warten geduldig, während wir uns gerade noch halbwegs trocken in das Versicherungshäuschen retten können und den Versicherungsmakler bei der Mittagspause stören, denn dieser taucht langsam und behäbig von einem quer gestellten Sofa in dem engen, verrauchten, stickigen Raum aus der Waagerechte in die Senkrechte auf und ist ähnlich dick wie der Beamte am Zollschalter.  Während draußen der Regen in Hagel übergeht , Harry and Sally nur so übergossen werden, stehen wir zwar mit stinkigem Geruch in der Nase, aber trocken bei dem Sofatypen.um unsere Fahrzeugversicherung abzuschließen, der uns nur mit dem einzigen Satz, der uns bereits bekannt ist, begrüßt: " No card, only cash!" Wie gut, dass wir unsere Euros dabei haben! Auch der Sofatyp hat es nicht so mit Schnelligkeit, aber es schüttet ja draußen, also haben wir es jetzt auch nicht mehr so eilig! Als er uns die Papiere aushändigt, hat es mit dem Hagel zum aufgehört und es regnet nur noch normal!

"Welcome to Armenia" , ruft uns der Sofaversicherungstyp noch zu als wir sein Sofahäuschen verlassen.

Ich weiß nicht nach wieviel Stunden und nervenraubender Zeit, endlich  alle bürokratischen Hürden hinter uns lassend, uns die Regenklamotten überziehen und auf nassen Sitzbänken das Grenzgebiet verlassen!

Genauso und nicht anders hat es sich zugetragen an einer Georgisch/Armenischen Grenze auf fast 2000 m Höhe!

"Welcome to Armenia!"

Nach diesen Vorkommnissen wollen wir unser Quartier in Gjumri nur noch irgendwie und möglichst schnell erreichen! Raum und Zeit haben wir verloren. Es sind aber zum Glück nur noch 50 km! 50 km auf vom vielen Regen unterspülter Straße, 50 km voller Schlaglöcher in denen die Pfützen stehen und man nicht erkennen kann, ob es sich um Pfützen oder tiefster Schlaglöcher handelt, 50 km teilweise aufgerissener Spurrillenübersäter Straße, wo man einfach den losen Teer hat liegen lassen, 50 km voll mit kaukasischer Serpentinen, 50 km absolut rücksichtsloser Autofahrer! Gefährlich ist das! Ich fange an mit Sally zu sprechen: "Bitte, liebe Sally, bring mich sicher nach Gjumri, dann können wir Beide uns ausruhen!

Habe ich mich über den türkischen Verkehr beschwert? Das werde ich niemals mehr tun, versprochen! Das Georgien noch chaotischer ist, wussten wir ja, aber Armenien schlägt wirklich alles! Sicher lasse ich mich an der ein oder anderen Stelle nochmal darüber aus!

Aber nun  erreichen wir Vier alle völlig erschöpft unser Ziel: Gjumri in Armenien! Ach ja, wir haben noch mehr Zeitverschiebung, also noch eine Stunde drauf. Es ist bereits früher Abend als wir vor unserer vermeintlichen Unterkunft stehen! Wir hatten mal wieder die Gelegenheit, eine private Unterkunft zu buchen. Diese Privaten sind auch hier in Armenien von außen nicht zu erkennen und es gibt keine Beschilderung. Wir haben uns - wie immer - die Außenansicht eingeprägt und hoffen nun darauf, dass uns Berts Navi zielsicher geführt hat, meins hat sich zwischenzeitlich aufgehängt! Eigentlich wollten wir uns gleich eine SIM-Karte an der Grenze oder kurz danach, besorgen, nicht, um gleich mit der Welt verbunden zu sein, sondern um wenigstens unseren Vermieter zu erreichen, um ihm unsere Ankunft mitzuteilen. Aber an diesem verdammten Grenzübergang gab es nichts, gar nichts,  außer unfreundlicher Beamter! Nun stehen wir ohne Telefon und Internetverbindung da und können nichts anderes tun, als zu suchen und dumm aus der Wäsche zu schauen, denn das Apartment liegt in einem der Häuserblöcke, an denen wir nun stehen, welche jeweils 4 Stockwerke mit je ca. 12 Wohnungen haben. Eines davon muss unsere Unterkunft sein! Ratlosigkeit überkommt uns und nach dieser Einreiseprozedur, dem schlechten Wetter und diesen chaotischen Straßenverhältnissen können wir irgendwie keinen klaren Gedanken fassen und ich breche fast in Tränen aus! Ein Taxi hält gerade vor einem der Blöcke hält, der Fahrer steigt aus und bevor er in einem der Eingänge verschwindet, halte ich ihn fest und quatsche ihn einfach an. Leider versteht der Gute nur Armenisch! Wir halten ihm die Adresse unter die Nase. Aber alles, was er macht, ist Schulterzucken! Auch hat er keinen Übersetzer in seinem alten Handy! Aber irgendwie muss der Taximann jetzt die Lösung unseres Problems sein! Wir geben ihm die Nummer des Vermieters und tatsächlich scheint er jemanden an die Strippe zu bekommen, ein kurzes Gespräch, er führt uns an die Rückseite, wo noch mehr dieser Häuserblöcke stehen und  bedeutet uns zu warten, verabschiedet sich und verschwindet! Danke Taximann!

Und während wir so warten, stehen zwei/drei Männer rauchend um unsere Maschinen und mustern sie und gleichzeitig uns. Wohlwollend, nickend, Daumen hoch usw. scheinen sie uns zu bewundern bis:.... einer von ihnen den Türkei-Aufkleber auf einem von Sallys Koffer entdeckt! Ihre Mienen verdunkeln sich. Den Aufkleber von Armenien  zeige ich ihnen lächelnd auf dem anderen Koffer. Aber das interessiert sie nicht die Bohne nicht! Geht das jetzt wieder los mit den Aufklebern!  Einer sagt: "No Turkey! Turkey no good" und kreuzt die demonstrativ Arme ! Ich kratze am Besten Zuhause ALLE runter! Jaja, ich kenne den Konflikt mit der Türkei und bin gleichzeitig heilfroh, keinen Aserbaidschan - Aufkleber mehr dran zu haben! Dabei wollen wir doch nur noch auf unser Apartment, duschen, essen und schlafen! Endlich kommt die Erlösung in Form unseres Vermieters. Der wiederum spricht auch keine sonstige Sprache, nur die Worte: "Welcome to Armenia!"  zückt aber doch gleich sein Handy mit dem Übersetzer.

Alles ist sauber, kleine Küche mit Wohnraum, separates Schlafzimmer! Vielen, vielen Dank, lieber Vermieter, wir buchen gleich noch eine Nacht dazu.

Die Schönheit dieser Unterkunft werden wir erst Morgen so richtig wahr nehmen.

Wir gehen noch schnell einen Happen essen und fallen vollkommen fertig und übermüdet in die wunderbar kuscheligen Betten dieses Apartments.

 

Am nächsten Morgen, nachdem wir wirklich wie tot geschlafen haben, wird uns nach einem selbst zubereiteten Frühstück erst richtig bewusst, in was für einem Kleinod wir uns da eingebucht haben! Ein Glücksgriff! Es ist nicht nur alles tipp topp sauber, sondern unsere schnuckelige Unterkunft gleicht auch noch einem kleinen Museum. Alles ist im 50iger Jahre Stil liebevoll und Detail verliebt eingerichtet, von der Musiktruhe über alte Fotoapparate bis zu einem alten Röhrenfernseher. Nirgends liegt auch nur ein Staubkorn.

Zur Vorsicht überklebe ich den Türkeisticker mit einem Motorradmomentesticker! Damit Sally nicht noch irgendwie demoliert oder umgeschmissen wird!

 

Die Sonne scheint, das reicht, mehr wollen wir erstmal nicht! Man wird sehr anspruchslos auf so einer Reise!

Gjumri ist mit knapp 200.000 Einwohner die zweitgrößte Stadt Armeniens und liegt immerhin auf 1500 m. Heute haben wir uns einen Ausruhtag verdient und schlendern durch die Stadt, die sich im sowjetischen Baustil zeigt: ein großer monumentaler Platz, Plattenbau weit und breit, aber auch kleine Parks laden zum verweilen ein, kleine Cafés ebenso. Alles ist gepflegt, nirgends liegt Müll rum! Alles ist ansprechend!

 

Kneif mich mal jemand,  wir sind in Armenien!

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Kommentare: 4
  • #1

    Maik und Elke (Samstag, 08 Juli 2023 15:13)

    Hallo Sabine und Bert, oje da habt ihr ja Pech gehabt an der Grenze. Unglaublich wie groß der Hass sein muss wenn schon ein Aufkleber reicht. Das nächste Mal klebst du besser silbernes Klebeband drüber. Aber das weiß man ja nicht vorher. Weiterhin gute unfallfreie Reise. Herzliche Grüße von Maik und Elke

  • #2

    Sabine (Samstag, 08 Juli 2023 18:09)

    Hallo Ihr Beiden! Ihr lasst aber auch nichts aus! Kommt weiter und lasst euch nicht unterkriegen!
    LG Sabine

  • #3

    Cordula (Samstag, 08 Juli 2023 22:38)

    Hallo ihr zwei, es ist schlimm dieser Willkür der Grenzer ausgesetzt zu sein. Das steckt erstmal tief in einem.
    Ich hoffe ihr könnt das Erlebte bald abschütteln und wieder offen Herzens eure Tour fortsetzen.
    Bleibt behütet liebe Grüße Cordula

  • #4

    Christian Hammann (Sonntag, 09 Juli 2023)

    Was Ihr alles erlebt, und das auf 2 Rädern, ich bewundere das wirklich... sehe den übergewichtigen Beamten im Sofa Zimmer vor mir., haltet durch, Umarmung Chrischaaan