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Griechenland


West - Zentral - Ostmakedonien - unbekanntes Griechenland- eine Stippvisite


Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von der besonderen Pension "Plaisir" mit Blick auf den ältesten See Europas und fahren gute 50 km bis zu einer kleinen Grenze, um wieder auf EU-Gebiet zu gelangen. Man winkt uns vorbei an den zahlreichen Albanischen PKWs. Wir dürfen ohne Kontrolle einreisen! Ach, was für Privileg es ist, im Besitz eines Passes der Bundesrepublik Deutschland zu sein, eines der beliebtesten Dokumente weltweit, der einem fast überall Tor und Tür öffnet! Auf dem internationalen Passindex steht die Bundesrepublik Deutschland mit Spanien auf Platz 3!

Hellas empfängt uns also sehr freundlich und mit Sonnenschein. Zunächst!... 

Mit Griechenland könnte man ja ein komplettes mehrwöchiges Tour- und Sightseeingprogramm absolvieren ohne dass es langweilig wäre. Aber Griechenland ist uns als Kompletturlaub doch ein wenig zu teuer, Sprit - und Übertnachtungskosten sind ähnlich wie in Deutschland, ab Juni ist hier schon Hochsaison, die Urlaunsregionen rund ums Meer und auf den Inseln fast unbezahlbar! Außerdem haben wir ja noch mehr vor, wollen voran kommen und es vielleicht sogar bis Armenien schaffen. Daher ist Griechenland mit West- Zentral- und Ostmazedonien (genauer gesagt Ostmakedonien und Thakrien) "nur" Durchgangsland

Es ist wenig Verkehr auf der Straße und wir kommen gut voran in der Region Westmakedonien bis sich der Himmel mal wieder verdunkelt. Das Spielchen kennen wir doch nun seit 10 Tagen zu gut: Schnell am Wegesrand anhalten, vor der Regenkombi schnell nochmal hinters Gebüsch und weiter!

 

Wir fahren durch waldreiches Gebiet. Duster ist es hier und ich komme mir vor wie in einem dunklen Märchenwald. Alle paar Hundert  Meter warnen Schilder vor Bären und dann fängt es an zu pladdern. Nichts Ungewohntes mehr für uns und eigentlich nicht nennenswert. Nach einer halben Stunde hat sich  alles wieder aufgelöst hat.  Nach jedem Schauer hoffen wir, dass es  das nun endlich ein Ende hat mit der vielen Regnerei und ständig wiederholen wir gebetsmühlenartig den Satz" So, das war jetzt der letzte Schauer!" Also: "So, das war nun aber jetzt wirklich der Letzte!"

Die große Hafenstadt Thessaloniki umfahren wir großzügig bis zu unserem - mal wieder rein zufällig ausgewählten - Übernachtungsort Lagadas nördlich der Stadt.

Was hatten wir doch bisher für einwandfreie Übernachtungsmöglichkeiten! Eines schöner, komfortabler, gemütlicher und wohnlicher als das andere und nichts gab es zu kritisieren! Nun war es wieder soweit, einmal wieder den krassen Unterschied zu erleben! Griechenland ist bekanntlicherweise  ziemlich teuer und das "Detached House" das Günstigste, was wir kriegen konnten. Unsere Erwarteungen waren ohnehin nicht besonders hoch. Der Vermieter, mag er auch noch so nett  gewesen sein, kam kurz, um uns unser Etablissement zu zeigen und ließ uns auch gleich wieder alleine. Klar, schnell verschwinden, bevor man sich beschweren kann! Außer, das es geräumig ist und 2 Schlafzimmer hat, gibt es nichts wirklich Positives zu berichten. Ein wahres Paradies der Geschmacklosigkeit offenbart sich uns großzügig! Weihnachtsplastikgirlanden und Schneemannbilder  gesellen sich zu lila Vorhängen im Schlafzimmer, Plüschkissen hier und da, bunte Lampions hängen von den Decken. Keine Türen in den Zimmern, nur eine, - zum Glück - die zur Toilette, designed in bunten Dreiecken. Und wenn es einem, während man auf der Toilette sitzt, zu langweilig wird, kann man viele  bunte Poster von Winnih Puh und Mickey Mouse betrachten.

Wir haben ja schon so manche Unterkunft kennen gelernt, die ähnlich "geschmackvoll" eingerichtet war, sauber waren aber fast Alle, aber diese hier kann leider nicht mit Sauberkeit aufwarten. Gerüche kann man im Allgemeinen ja schlecht beschreiben, aber der Begriff Kloake trifft es wohl am ehesten! Und wer Schuhlöffel im Besteckkasten aufbewahrt, naja... Wir verzichten sogar aufs Duschen, die Kopfkissen sind nicht bezogen, wer weiß, wer vorher  darauf gelegen hat! Wir helfen uns mit unseren unbenutzten Duschtüchern aus, die frisch zu sein scheinen aus. Gute Nacht, never again, "Detached House"!

Das "Detached House" vergessen wir mal ganz schnell, heute steht die kleine 320 km entfernte Hafenstadt Alexandropolis auf dem Plan. Es fällt nicht schwer, die Sonne strahlt, schnell Frühstück machen, Besteck und Teller haben wir vorsorglich vorher gespült. Und dann nix wie los! Endlich macht das Fahren wieder Spaß. Wetter gut, Straße gut, alles gut! Ein Stück am Meer entlang und alles ist wieder perfekt. Endlich finden wir mal wieder ein passendes Pausenplätzchen, bauen sogar unsere Stühlchen auf, um ein Picknick zu genießen. In den letzten Tage haben wir immer schnell im Stehen am Straßenrand etwas gegessen und getrunken, um dem nächsten Regenschauer zu entkommen. Wir sitzen unter einem schattigen Baum an der Landstraße und direkt vor der Anlage des kleinen Nikolauskloster, das man über einen Steg sogar kostenlos besichtigen kann.

3 Polnische Motorradfahrer kommen auch noch vorbei, die gerade auf dem Nachhauseweg  aus Bulgarien sind, die Bulgarische Grenze ist nur ein paar Kilometer entfernt. Wir halten ein kleines Schwätzchen und setzen unsere Reisen in entgegengesetzter Richtung fort.

In der Zwischenzeit haben wir unsere Navigationsweise umgestellt, jeder hat jetzt nun seine "eigene" Streckenführung, einer hat die Motorrad App und einer Google maps. Wenn sich Beide nicht einig sind, entscheiden wir kurzfristig spontan, nach welcher wir fahren.  Das hat sich jetzt einigermaßen eingespielt und bewährt. Heute sind sie sich tatsächlich einmal einig, also wundern wir uns nicht, als sie uns von der Hauptstraße abbiegen lassen, ein wenig kreuz und quer schicken bis wir vor einem Flüsschen stehen, den wir überqueren sollen, um dann auf der gegenüberliegenden Seite, weiter zu fahren! Sehr ratlos stehen wir da:

" Wollen uns unsere Navis an der Nase herumführen?" Es ist wirklich kein kleines Rinnsal oder flaches  Bächlein, es handelt sich (nach späterem Nachlesen) um das Flüsschen Lissos, ähnlich wie unsere "Fuhse", die durch Peine fließt. Liebe Peiner, würdet ihr mit einem beladenen Motorrad durch die Fuhse fahren? Sicher nicht! Nach so viel Abenteuer ist uns dann doch nicht und wir lassen es mit der Flussüberquerung und drehen um! Wir lassen uns doch nicht von 2 Navis an der Nase herum führen! Beide drehen und wenden sich, bis sie uns dann doch gemeinsam sicher den Weg zu unserem Apartment in Alexandropolis leiten. Unser Vermieter mit dem klassisch griechischen Namen Konstantinos hat uns vorab schon alles bestens per WhatsApp erklärt. Er ist nicht da, als wir ankommen, die Schlüssel finden wir in einer Zahlencodebox, Parken direkt Vorort, Fahrstuhl im Haus, Apartment im 4. Stock! Hier alles ist mal wieder zu unserer vollsten Zufriedenheit, nett und liebevoll eingerichtet und pikobello sauber. Es hat einen Balkon mit Blick über die Stadt und sogar eine Kaffeemaschine. Perfekt! Hier bleiben wir einen Tag länger. Alexandropolis hat gut 70.000 Einwohner und einen Hafen und Fährhafen zu den Inseln Samothraki, Rhodos und Limnos, eine schöne Uferpromenade mit Leuchtturm, die abends für den Straßenverkehr gesperrt ist. Dann tobt das Leben! Man flaniert, alt wie jung! Kinder kreischen, lachen oder schreien trotzig ihre Eltern an. Teenies in den üblichen Grüppchen, gestylt und in hippen Klamotten, lachen oder schauen auf ihre Handys. Betagte Pärchen, fein gemacht, spazieren langsam. Dazwischen streunende Hundebanden und zerzauste Straßenkatzen ohne Ende. Die Bars und Cafés sind auch gut gefüllt! Eben südländisches Leben!

Die Auswahl ist groß, wir essen super lecker in einem der vielen Restaurants für erstaunlich wenig Geld, während die Kugel Eis mit 2,20 € wohl etwas (sehr) teuer ist.

An einem kleinen Strandabschnitt genießen wir unser mittlerweile zum Ritual gewordenes Dosenbier und freuen uns, genau zur richtigen zeit am richtigen Ort zu sein!

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Kommentare: 2
  • #1

    Heidrun (Montag, 19 Juni 2023 20:48)

    Das Regenfiasko macht einen ja kirre….

  • #2

    Maik und Elke (Mittwoch, 21 Juni 2023 13:50)

    Liebe Sabine und Bert, mit etwas Wehmut lesen wir den Bericht. Im Schnelldurchgang durch Griechenland. Aber ihr habt ja noch so viel vor euch. Weiter so, und gute Fahrt. Liebe Grüße von Maik und Elke