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Kroatien, Teil 1


Weinberge und Winnetou


Vor der Einreise nach Kroatien müssen wir uns coronabedingt bei der Kroatischen Regierung registrieren. Um, so heißt es, lange Wartezeiten an den Grenzen zu vermeiden, kann man das auch Online tun. Das tun wir nach einem ausgiebigen Frühstück unter dem Wallnussbaum. Das Formular ist schnell ausgefüllt, abgeschickt und bestätigt. Bevor wir bei Attila los fahren, gibt es noch schnell 2 kleine Gastgeschenkchen von Attilas Frau. Es ist heiß, über ganz Ungarn scheint es kein einziges Wölkchen zu geben und bevor wir unser Gepäck aufgeschnallt haben und startklar sind, sind wir schon das erste Mal so richtig durch geschwitzt.

Unser heutiges Ziel ist ein in den kroatischen Weinbergen ziemlich abgelegener Bauernhof nahe dem kleinen Ort Dudevac.

Es geht noch ein großes Stück durch Ungarn, der heiße Pusztawind bringt keine Abkühlung und wir freuen uns über jede Kurve auf der wieder so schnur geraden Strecke!

Bei der ungarischen Stadt Barcs überqueren wir den Grenzfluss Drau. Da sich Kroatien nicht im Schengenraum befindet, gibt es sowieso Grenzkontrollen. Es ist aber gar nichts los, der Grenzbeamte checkt kurz unsere Papiere und die Registrierung und weiter gehts.

Es ist nicht mehr weit. Bis zur Unterkunft geht es noch ein paar Kilometer kurvig und abwechelungsreich durch sanfte Hügel. Und dann, ihr könnt es euch sicher vorstellen, suchen wir wieder verzeifelt. Ich achte auch auf Wegweiser und finde kein Hinweisschild auf unseren Bauernhof. Die Naviapp ist mal wieder um Kilometer falsch. Oder machen wir bei der Eingabe etwas falsch? Wir irren durch die Weinberge, drehen und wenden, fahren vor und zurück. An angegebener Adresse befindet sich zwar eine Art Hof, aber das scheint es absolut nicht zu sein. Eine Frau kommt aus dem Haus, spricht leider keine Fremdsprache, wir verständigen uns mit Händen und Füßen und sie zeichnet uns auf, wo wir hin sollen. Beim Wendemannöver auf der engen Weinbergstraße, rutsche ich noch fast in den Graben. Das geht zum Glück nochmal gut, mein lieber Mann eilt herbei und schiebt mich raus und wir fallen Beide samt Motorrad fast um. Zum Glück ist das nochmal gut gegangen, durch geschwtizt bis in den letzten Winkel meiner Socken und Polster meines Helmes und mit zittrigen Knien fahren wir zu angegebenen Ort, ein paar Hundert Meter entfernt.

Idyllisch ist "Farmica" , so der Name im Buchungsportal,  wenn man sie denn gleich findet, diese "kleine Farm". Der Gastgeber ist freundlich, ein echter Bauer und wir bekommen ein kleines, restauriertes "Häuschen" zugewiesen. Ein herrlicher Flecken Erde! Hier können wir durchatmen und die Anstrengung von vorhin vergessen. Ein Pool auf dem riesigen Grundstück, versteckt hinter einem kleinem Wäldchen und lädt uns zur Abkühlung ein.

Leider gibt es vorort nichts zu essen, weder ein Restaurant noch einen Laden.  Zum Glück haben wir noch eiserne Reserven vom Picknick in Apostag in Form von Käse, Brot, Paprika und Oliven. Zum Nachtisch haben wir sogar noch ein paar verbatschte Pfirsiche und eine Birne. Gut, dass wir unsere Kühlbox haben! Sie ist zwar sperrig und es ist oft nervig, sie zu schleppen, leistet uns aber gute Dienste. Ein selbst hergestellter Wein vom Vermieter, den wir im Kühlschrank finden, bildet das Topping. Draußen vor unserer Hütte genießen wir unser Picknick, nicht nur in mitten der Natur sondern auch inmitten von allerhand Tieren. Katharina, das Pferd hat seine Koppel direkt vor unserem Häuschen, Hühner - wie lustig, der Hahn wird gerade von einem Hund gejagt -, Gänse, Schafe und einer kleinen Katzenmutter, deren Kinder sich uns, etwas frech wie es sich für kleine Katzenkinder gehört, aufdrängen und uns unsere Sitzplätze streitig machen wollen.

An diesem Abend will ich an keinem anderen Ort dieser Welt sein!

Die Hütte ist zwar etwas beengt, fast keine Steckdose funktioniert und allerhand Käfer krapseln herum, aber das ist uns momentan ziemlich egal. In der Nacht hören wir zwar keine Zivilisationsgeräusche, dafür aber rauben uns ein kräftiges Gewitter und das Gebell von den vielen Hunden und das Kikereki vom Hahn den Schlaf.

Frühstück gibt es auch keins auf dem Hof und wieder sind wir froh, dass wir unsere Kaffeemaschine dabei haben und unsere Kühlbox noch Marmelade, Käse und altes Brot aufweist. Momentan der  pure Luxus!

Unser nächstes Ziel ist der Nationalpark "Plitvitzer Seen", eines der tourischten Highlights, die Kroatien zu bieten hat.

Gut 250 km geht es weiter durch die nordost kroatische Provinz, wo sich ein Dorf an das Nächste reiht. Die Strecke ist abwechselungsreich, die Landschaft grün und saftig und auch die Temperatur ist angenehm.

 

Aber zwischendurch gibt es - ausgeklammert - eine kleine Anekdote:

Wer uns folgt, kann sich sicher an den Extrem-Fahrradfahrer Stefan aus Dresden erinnern! Den netten, jungen Mann, den wir auf der Fähre vor 2 Jahren von Georgien nach Bulgarien kennen gelernt haben und den wir letztes Jahr zufällig in Murmansk jenseits des Polarkreises wieder getroffen haben? Ich schwöre, wir haben uns vorher nicht ausgetauscht. Wir tauschen uns ab und zu mit "WhatsApp" und teilen uns so mit, was wir so machen. Und? Er teilt uns mit, dass er in Kroatien mit seiner Freundin und Auto unterwegs ist. Und? Unsere Wege kreutzen uns wieder. Er, auf dem Nachhauseweg von der Küste über Plitvitz, wir auf dem Weg nach Plitvitz. Am gleichen Ort zur gleichen Zeit! Wir treffen uns in der kleinen Stadt Sisak, essen gemeinsam zu Mittag und tauschen uns aus!

Was für Zufälle das Leben schreibt!

 

Wir fahren weiter Richtung  Mukinje, dem kleinen Dorf, nahe dem Eingang zum Nationalpark Plitvicer Seen, wo unser für 2 Nächte gebuchtes Appartment liegt.  Ein Stück noch an der bosnischen Grenze entlang und wir sind bald da. Und?... Wir finden unsere Unterkunft auf Anhieb! Wow!

Von außen sieht das Mehrfamilienhaus nicht gerade einladend aus, in dem sich gleich 3 Ferienwohnungen , sowie "normale" Mietswohnungen" befinden . Auch das Treppenhaus ist recht schmuddelig. Aber als wir die Wohnungstür aufschließen, werden wir sehr angenehm überrascht. Alles neu, sauber und ansprechend modern eingerichtet. Einen kleinen Balkon hat es auch. Was wollen wir mehr!

Gleich am nächsten Morgen machen wir uns auf zum Eingang des Parks,  der gleichzeitig mit knapp 300 km2 der Größte Kroatiens. Entgegen unserer Vorstellung ist ziemlich viel los, wir vernehmen eine sehr große Anzahl von Touristen und hören Sprachen aus aller Herren Länder! Gar nicht auszumalen, wieviele Menschen sich an "normalen" Hochsaisonzeiten sich dann in dem Park tummeln! Er ist Weltnaturerbe und es wird peinlichst auf Umweltschutz geachtet und alle die Regeln befolgen und was gut so ist, dass eine täglich begrenzte Anzahl von Touristen hinein gelassen wird.

Die Plitvicer Seen, eines der Drehorte, der in den Jahren 1962 bis 1968 gedrehten Karl May Filme. Wessen Vorbild war nicht Winnetou -Pierre Brice- oder Old Shatterhand - Lex Barker-? Die Helden unserer Kindheit und Generation! Als Mädchen habe ich  die Schwester Winnetous - Marie Versini - vergöttert und durfte  sogar einmal Nscho-Tschi im Fasching sein!

Der Besucher kann sich seine Touren selbst zusammen stellen, von kurz bis lang und auf ausgewiesenen Wanderwegen den Park selbst erkunden. Wir entscheiden uns für die 8900 m Variante. Kleine Bootstouren und eine Bimmelbahn bringen zuätzliche Abwechslung. Zum Glück verlaufen sich die vielen Touristen in dem großen Park.

Eine atemberaubende Landschaft tut sich vor uns auf und Seen mit so türkisfarbenen Wasser, das so unwirklich aussieht, wie die hellblauen Kacheln eines Pools. Zahlreiche Wasserfälle bahnen sich ihre Wege aus unterschiedlichen Höhen  herunter, mal plätschernd, mal reißend. Alle Seen sind miteinander verbunden und einer ist schöner als der andere. Man möchte meinen, gleich kommt Winnetou mit seinem Freund Old Shatterhand um die Ecke, den Schatz vom Silbersee suchend und für das Gute kämpfend.

Viele Stunden verbringen wir staunend hier bis dunkle Wolken aufziehen und wir den Rückweg antreten. Zum Glück erreichen wir unser Domizil kurz vor einem Unwetter.  Ein heftiges Gewitter samt Sturzregen geht über die gesamte Region nieder. Den ganzen Nachmittag hocken wir in unserem mit grünen Farbakzenten eingerichteten "Eva Luxary  Appartment", denn es schüttet ununterbrochen wie aus Eimern. Ein Restaurant gibt es fußläufig nicht, so kaufen wir kurzerhand im gegenüberliegenden Supermarkt ein und bruzzeln  selbst.

Leider ist es nächsten am Morgen nicht anders. Wir müssen wohl oder übel bei Spühregen und starkem Wind los. Wir sind schon komplett nass als wir unsere Gepäck aufgeschnallt haben. Dieses Mal bahnt sich kein Wasser den Weg auf meine Haut, weder durch Stiefel noch durch Hose!

Zum Glück sind es nur knapp über Hundert Kilometer bis zu unserem nächsten Ziel: Der Adriaküste bei Senj.

Nicht jeder möchte ganz so individuell reisen wie wir, möchte gerade in diesen unsicheren Zeiten mehr Sicherheit, ist vielleicht alleine und möchte eine kleine Gruppe... Denjenigen können wir unseren neuen Kooperationspartner *Tourboerse.de - World of Touring empfehlen. Auch Kroatien ist  dort eine besondere Reise gewidmet.

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Kommentare: 4
  • #1

    Heidrun (Donnerstag, 06 August 2020 22:10)

    Boah... welch ein fantastisches Wasser �

  • #2

    Anita (Sonntag, 09 August 2020 08:02)

    Dein Text und die Bilder lassen einen glauben dabei zu sein. Viel Spass euch beiden weiterhin. Und fahrt vorsichtig

  • #3

    Christian Hammann (Donnerstag, 20 August 2020 17:33)

    Großartig..... Chrischaaan

  • #4

    Diana (Samstag, 22 August 2020 20:52)

    Hallo ihr beiden! Eure Reise zu verfolgen macht wieder unheimlich viel Spaß!
    An den Plitvicer Seen waren Bernd und ich 1988. Da war es noch Jugoslawien...