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Ungarn


Altes, neues Reiseland


Ihr könnt euch sicher vorstellen, in welche Richtung unsere Reise weiter geht...

Ja, natürlich, es geht weiter Richtung Süden.  Zunächst nach Ungarn.

Ungarn, das Land, in dem wir wohl schon am Häufigsten waren. Ungarn, da waren wir Beide schon in den Siebzigern, als es noch den Ostblock gab. Mit unseren Eltern am Balaton, dem sogenannten Plattensee, Bert als "Ossi"" und ich als "Wessi". Da werden Kindheits- und Jugenderinnerungen wach. Für DDR-Bürger war Ungarn damals ein beliebtes Reiseland und weltoffener als andere Ostblockländer, aber auch bei uns im Westen beliebt als urig und günstig. Mein Vater liebte den Balaton.

Unsere Kinder haben schon im Balaton gebadet und wir verbrachten 2 schöne Urlaube dort.

Auch Budapest ist uns nicht fremd.

Ungarn, das wir vor 3 Jahren auf unserer Donautour bereisten.

Ungarn, das uns 2018 zu guter Letzt als Durchreiseland auf unserer Wolgatour  diente.

Jetzt fällt fällt mir sogar der Heimatfilm aus den Fünfzigern  "Ich denke oft an Piroschka" dazu ein,  in den Hauptrollen Lilo Pulver, Gunnar Möller und Gustav Knuth, mit dem das heutige Ungarn sicher absolut nichts mehr zutun hat und wahrscheinlich auch damals nie zutun hatte.

Ungarn, Land der Magyaren, Puszta und Salami!

 

An dem kleinen Grenzübgang Buzica passieren wir die slowakisch/ungarische Grenze.

Schnurgerade Straßen, mal holprig auf Nebenstrecken, mal gut ausgebaut auf der Hauptstraße sind nicht gerade eine Eldorado für Motorradfahrer. Willkommene Abwechselung sind da die vielen Storchennester. Jedes Dorf hat mindestens eins. Oft sind sie voll besetzt - wahrscheinlich ein Paar mit mehreren Kindern -,  mal nur eine/r drin oder auch ganz leer. Oder auch die Überquerung der Theiß (Tisza) mit einer kleinen Schaufelradfähre, die wir ganz alleine nur mit dem Fährmann teilen.

Unser erstes Ziel ist die Pusztastadt Hortobagy im Osten des Landes. Auf einem ehemaligen Gerhöft oder einer ehemaligen "LPG" - Landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaft-.  Am  Rande der kleinen Stadt haben wir ein Zimmer gebucht. Der Empfang ist überschwenglich freundlich und der Hausherr serviert uns gleich einen Pflaumenschnaps. Dieser hat ganz schön Umdrehungen und so am frühen Nachmittag nippen wir nur dran.

Das Zimmer ist ok und die Patio teilen wir uns mit einem anderen Paar aus Deutschland, ein Rentnerehepaar jenseits der Siebzig. Dem Dialekt zuzuordnen, kommen sie aus Sachsen oder Thüringen ( ich kann das leider oft nicht auseinander halten). Sie - feuerrot gefärbte Haare, spindeldürr, in einer grell pink farbenen Adidas-Leggings, dazu passend ein silbergraues Glitzershirt, Kette rauchend - macht Kreuzworträtsel und er - auch dünn wie ein Stock,  pomadig-braune Haare (vermutlich auch gefärbt),diese straff nach hinten gegeelt, in einer karierten Shorts, einem stylischen Muscleshirt und Schlappen - liest die Bildzeitung. Wir wechseln ein paar Worte, merken aber schnell, dass wir nicht die gleiche Wellenlänge haben.

Auf dem Hof geht es emsig zu, Morgen soll hier eine Hochzeit für 80 Personen statt finden. Gut, dass wir Morgen wieder abreisen.

Wir leihen uns 2 alte, klapprige Fahrräder, mit denen wir ins Städtchen radeln können. Auf einem kleinen Touristenbasar ist wenig los. Es gibt wenig Ausländer, fast alle sind Ungarn. Vielleicht ist es wie bei uns: Zu Coronazeiten bleibt man lieber im eigenen Land. Auch hier gelten die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln.

Es gibt ein Hirtenmuseum, das wir nicht besuchen und ein typisches Csarda-Restaurant, wo wir einkehren. Wir essen einen leckeren Braten und es gibt die typisch ungarische Livemusik mit Geige. Nur das "Ave Maria" will nicht so recht zur Stimmung passen! Gemütlich radeln wir wieder zurück und verbringen den Abend neben dem Rentnerpärchen, was schon seit über 30 Jahren das gleiche Reiseziel hat, so erfahren wir: Hortobagy!

Nach einem typisch üppig deftig, ungarischem Frühstück mit Rührei, Würstchen, Tomaten, Paprika, Weißbrot und fettiger Salami (gut, dass wir für mich noch etwas Marmelade im Gepäck haben), werden wir freundlich verabschiedet und fahren weiter südwestlich Richtung Dunaföldvar. Ziel ist das kleine Dorf Apostag. Grund für die Wahl dieses Ortes war ein wirklich günstiges Appartment unweit der Donau, was uns hoffentlich etwas Ruhe und Entspannung bringen wird.So hoffen wir!

Mit unserer App ist es wieder eine Herausforderung, das Richtige Haus zu finden. Diese führt uns erst zu einer Pension. Die ist geschlossen und kann es unmöglich sein, wir haben ja ein Appartment gebucht! Wir stehen wieder sehr ratlos da, fahren ein paar Meter weiter, nix! Erst ein freundlicher Herr, der aus einem der umliegenden Häuser kommt, weist uns den Weg. Ein paar Meter neben der Pension, kaum ersichtlich am Tor, hängt ein Schild:  "Welcome Bert Falke, the door is open, you can come in". Diese "kleine" Ferienwohnung erweist sich als wahrer Glücksgriff und als bisher beste Unterkunft unserer Reise. Mit 3 Schlafzimmern und Platz für gut 10 Personen können wir uns ausbreiten. Eine Zimmertür lassen wir gleich verschlossen, damit wir uns nicht verlaufen. Ein toller Garten, Liegestühle inklusive und Ruhe pur, mehr geht wirklich nicht.

Ein kleiner Spaziergang an die Donau, wenn wir schon mal da sind, ist ja wohl obligatorisch. Zunächst einmal müssen wir durch ein kleines, mückenverseuchtes Waldstück. Hätte ich das gewusst, hätte ich diesen Spaziergang nicht angetreten. Obwohl ich eine Flasche Autan über mich versprüht habe, fliegen die Biester Angriff und lassen ein Bombardement auf meinen Körper los. Auf den Kopf, im Ohr, sogar am Auge, durch die Kleidung auf Rücken,  Arme, Beine. In kürzester Zeit sehe ich aus wie ein Streuselkuchen, es juckt höllisch. 

Wir waren schon an so vielen Flüssen, selbst an der Wolga war es nie so heftig.

 

Ein Restaurant gibt es nicht in der Nähe. Das wussten wir und haben vorgesorgt. Und unter einem Walnussbaum im Garten unseres kleinen Paradieses schmeckt selbst eine einfache Brotzeit wie ein Gourmetmenue. Mir kribbelt und krabbelt es überall, aber diesen Genuss, können mir diese Plagegeister nicht vermiesen.

In absoluter Ruhe dieses Dorfes schlafen wir gut und bevor wir unsere Reise Richtung Kroatien fort setzen, lernen wir noch unseren Vermieter Attila und seine Frau kennen. Mit dem großen, breiten Mann samt seiner sympatischen Frau kommen wir schnell ins Gespräch. Wir sind uns fast sicher: hier kommen wir noch einmal her!

Ich gebe es zu, schon wieder Ungarn, darauf hatte ich wenig Lust. Aber dafür kam es wieder so sympatisch daher. Man kann sich kaum vorstellen, dass all die netten Leute den Präsidenten Orban wählen...

 

Weiter soll es gehen, Richtung Kroatien...

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Kommentare: 2
  • #1

    Heidrun (Dienstag, 04 August 2020 09:05)

    Gulasch, haste vergessen �

    AZARON-Stift, echt klasse!! Und immer wieder ein sehr heißer Löffel, macht irgendwas mit den Eiweißmolekühlen und es hört sofort auf zu jucken... ich �

  • #2

    Christian hammann (Sonntag, 09 August 2020 10:51)

    Es ist so geschrieben als wäre man selbst dabei große klasse