Türkei Teil 2... unverhofft, seltsam und ganz anders
Von Merzifon aus geht es Richtung Süden, Richtung Schwarzes Meer. Die Landschaft ist nicht besonders abwechslungsreich, wir durchfahren einige, gut beleuchtete"Tüneli" (anscheinend so das türkische Wort für Tunnel) bis wir bei Samsun auf die Küste treffen. In Altinordu erreichen wir unser Hotel früh. Wir freuen uns, Morgen haben wir "frei", ein Ausruhtag am Meer wird gut tun! Gebucht ist ein Hotel mit Balkon und Meerblick. Die Freude währt nicht lange, denn wir befinden uns einem ziemlich runter gekommenen Hotel, alles ist alt und vor Allem verwohnt und schmuddelig. Das Einzige, was gut ist, ist der Meerblick und ein kleiner Balkon. Das Bett ist sauber, was soll`s... Bloß nicht den Humor verlieren.... Wir richten uns ein.... Morgen sieht der Tag sicher anders aus...
Wir wohnen am Rande von Ordu mit seinen 214.000 Einwohnern, bekannt durch eine der größten Haselnussproduktionen der Welt, die auch einmal Werbeträger für Nutella war-
Das Wetter ist, wie für die gesamte Schwarzmeerregion der Türkei bekannt, sehr unbeständig, mal schüttet es wie aus Kübeln, dann scheint wieder die Sonne, um kurz darauf wieder mit einem Unwetter loszulegen.
Der Morgen startet auch nicht gerade besonders angenehm. Obwohl ich ja den Cay im letzten Blogeintrag hoch gelobt habe, gibt es diesen hier nur ausschließlich! Aber ein Frühstück ohne Kaffee?... Dazu sind wir dann doch zu wenig Teefans! Gut, dass wir unsere Campingversion von Kaffeebereiter haben und brühen uns erst mal eine Jacobs Krönung! Da war sogar die bulgarische Frühstücksversion was für Feinschmecker!
Wir gehen an der Promenade spazieren, wollen einen entspannten freien Tag! Touristen, also damit meine ich ausländische Touristen, gibt es keine, zumindest nehmen wir keine wahr! Wir hören auch keine andere Sprache außer türkisch und vielleicht ein paar arabische Klänge.
Heute ist Montag, der 15.07....Hier ist Feiertag, "Tag der Demokratie und nationalen Einheit"! Überall ist geflaggt (kleine Anmerkung; In Merzifon hingen die roten Fahnen mit dem Halbmond also sicher nicht wegen der pilgernden Gläubigen sondern wegen des Feiertages) Es ist der Tag des Putschversuches von 2016.... hmm, hmm... wir kommen ins Grübeln... Also nochmal: "Tag der Demokratie"!... Wir fragen uns: Ist die Türkei ein demokratischer Staat?... Unsere Antwort ist eindeutig...!!!
Wir gehen an der langen Strandpromenade spazieren, beobachten Fischer, die im Wasser stehen bei einer besonderen Art des Fischens und fahren mit einer Gondel auf den Berg "Boztepe" und genießen zwischen Sonnenschein und Regen einfach unseren freien Tag!
Unsere Nacht ist kurz, sämtliche Straßenhunde der Region scheinen sich bellend zu bekriegen, der Verkehr der nahen Hauptstraße ist auch zu nächtlicher Stunde ziemlich aktiv, Türenklappen anderer Hotelgäste, in den frühen Morgenstunden krächzen Möwen und der Muezzin tut so früh am Morgen sein Übriges!
Wenn wir schon nicht schlafen konnten, gönnen wir uns wenigstens ein üppiges Frühstück außerhalb des Hotels mit richtigem Kaffee und allem Pi Pa Po! Danach geht es die Küstenstraße entlang, die Sonne scheint und unsere heutige Etappe ist kurz. Die Küstengroßstadt Trabzon ist unser Ziel, unser Hotel liegt etwas außerhalb unweit des Flughafens. Laut Wiki Voyage, was ich aufrufen kann, hat die Stadt 718.000 Einwohner, am Ortseingang lese ich irgendwas von etwas über 300.000 ... Hmmm?...Für uns ist das egal, wir sind nur eine Nacht hier und haben ohnehin keine Zeit und Muße, die Stadt zu besichtigen.
In dieser Gegend oder vielleicht in der Region scheinen viele, ganz viele Araber, Omanis, Kuwaits... "Urlaub" zu machen. Unser Hotel sowie die Straßen sind auffällig voll. Unzählige Naqib (Gesichtsschleier) tragende Frauen.... Wir kommen wieder ins diskutieren...Ich würde zu gerne mal mit einer Muslima sprechen, die mir Einiges erklärt!....
Auf der Suche nach einem Geldautomaten (den wir leider nicht finden werden) entdecken wir viel Interessanteres...
Unser Hotel ist dieses mal ein Glücksgriff, trotz der schlechten Bewertungen im Portal, bekommen wir ein super großes Zimmer mit Meerblick und trotz Lage an der 4 spurigen Hauptstraße bekommen wir von dieser keinen Ton mit. Und wenn jetzt noch Nachtflugverbot herrscht, das hoffen wir, sind wir glücklich und werden diese Nacht gut schlafen! In der Tat nur ein Flieger am frühen Morgen! Wir gehen ausgeruht in die nächste kurze Etappe, Ziel ist Hopa unweit der georgischen Grenze. Das erreichen wir schnell, immer geht es wie gehabt 4 spurig die Küstenstraße entlang. Unser letzter Tag in der Türkei, die Sonne scheint und wir machen einen "Bummel" durch die kleinen Gassen. Typisches Flair, in den Cafés sitzen Männer, spielen ein Brettspiel, das aussieht wie Backgammon. Einer meiner Motorradstiefel ist kaputt. Ein Riss in der Naht. Ich befürchte beim nächsten Guss nasse Füße. Vielleicht gibt es hier sowas wie einen Schuster? Tatsächlich! In einer Seitengasse reiht sich ein Stand an den anderen. Schuster! Dieser Beruf ist bei uns doch schon so gut wie ausgestorben! Und siehe da, in einer halben Stunde habe ich für umgerechnet einen Euro (!!!) einen Stiefel genäht, verklebt, dicht und wie neu! Zuhause hätte man mir geraten, Neue zu kaufen, der Aufwand für eine Reparatur zu groß und zu teuer!
Und mein Mann wagt sich tatsächlich zu einem echten türkischen Barbier!!! Es gibt erstmal einen Cay und dann geht es ganz langsam mit dem Einseifen los...
Frisch rasiert können wir Morgen dann Richtung Georgien starten!
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